Biofeedback-Therapie zur Behandlung von Schlafstörungen
Schlafstörungen / Insomnien
Schlaf ist als aktives Verhalten mit unzähligen, lebensnotwendigen Funktionen zu sehen (Rogers, Dorrian, & Dinges, 2003).
Unser Schlaf-Wachzyklus, die Zeiten der höchsten und geringsten Leistung, unterliegen einem 24 h Zyklus - der circardianen Steuerung. Der Schlaf an sich wiederum einer ultradianen Steuerung, Schlafphasen folgen aufeinander, wiederholen sich in mehreren Zyklen ca. alle 90 Minuten. Wir haben also wirklich eine innere Uhr, die hormonell, neurophysiologisch, neurochemisch, sowie zeitlich gesteuert ist und einen "Terminplan" für uns vorgibt.
Ist das Schlaf-Verhalten gestört oder empfinden es als eben dies, reagieren wir mit Belastung, emotionaler Instabilität, Abfall von Aufmerksamkeit und Leistung (Dinges et al., 1997). Nicht nur die Schlafstörung setzt eine "negative" Reaktionskette in Gang, viele psychische Auffälligkeiten scheinen mit gestörtem Schlaf, veränderter Schlafarchitektur einher zu gehen (Benca, Obermeyer, Thisted & Gillin, 1992). Kurz: gestörter Schlaf führt zu Belastungen, Belastungen zu gestörtem Schlaf.
Psychologie und Medizin unterscheiden unzählige Arten von Schlafstörungen, allerdings fällt der Großteil in den Bereich der "Nichtorganischen oder Psychophysiologischen Insomnien". Charakteristisch sind Ein- und Durchschlafstörungen mit einer Beeinträchtigung der Tagesbefindlichkeit. Betroffene sehen Schlaf als etwas, auf das sie keinen Einfluss haben.
Neben medikamentöser Intervention, die es - richtig angewandt - ermöglichen kann, zum ursprünglichen "Terminplan" zurückzukehren bietet sich die Verbesserung der Schlaf-Hygiene an. Dabei werden ungünstige, schlafhindernde Verhaltensweisen beseitigt.
Kontrolle über psychophysiologische Prozesse und Senkung des Erregungsniveaus werden über Biofeedback hergestellt. Durch Übungen/Rituale kann Schlaf aktiv eingeleitet werden indem man Körper und Gehirn in eine Ruhephase bringt oder Parameter des Schlafes "vorzieht". Besonders die Behandlung der "nichtorganischen, psychophysiologischen Insomnie" hat in der Biofeedback-Therapie eine lange und erfolgreiche Tradition.
Da Schlaf unzählige Funktionen aufweist (Lernen, Gedächtnisbildung, emotionale Regulation - "Verarbeiten", Steuerung) - also eine unserer vielfältigsten Verhaltensweisen ist - ist umfassende Diagnostik notwendig. Gerade bei psychophysiologischer Insomnie kann die Ursache psychiatrisch oder psychologisch bedingt sein, dann muss auch die bedingende Ursache bearbeitet werden. Das bedeutet, die Vielfalt unseres Schlafverhaltens verdient eine Vielfalt an - multidisziplinärer - Intervention.
Bei welchen Störungen hilft Biofeedback?
- Emotionale Erschöpfung,
- Spannungskopfschmerzen und Migräne
- Essenzielle Hypertonie (Bluthochdruck)
- Somatoforme Störungen
- Herz-Kreislauf-Probleme
- Chronischer Tinnitus
- Inkontinenz und Obstipation
- Reizdarm
- Neurologische Erkrankungen
- Muskelverspannungen und Muskellähmung
- Atemprobleme, Atemfunktionen
- Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung
- Schlafstörungen
- Stress
Auszüge aus "Biofeedback", Rief & Birbaumer, 2006, Schattauer GmbH, Stuttgart, D